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Realschule oder Gymnasium? Was bei der Entscheidung zu beachten ist

Die Grundschulzeit ist schnell vorüber. Dann steht die Entscheidung über die weiterführende Schulart an. Bei der Wahl zwischen Realschule und Gymnasium gibt es einiges zu beachten.

Der Weg ist das Ziel

Das deutsche Schulsystem ist durchlässig gestaltet. Das heißt, es gibt vielfältige Wechselmöglichkeiten zwischen den einzelnen Schularten. Deshalb brauchen Sie sich nicht zu sorgen, dass das komplette Schicksal Ihres Kindes an der Übertrittsentscheidung hängt. Manche Kinder brauchen noch Zeit und schlagen ihren Weg nach oben erst später ein. Andere sind glücklich mit dem, was sie gewählt haben. So ergibt sich für jedes Kind ein individueller Bildungsweg. Die Aufnahmebedingungen der einzelnen Schularten legen den Rahmen fest und geben Orientierung, damit Ihr Kind weder über- noch unterfordert wird.

Übertrittsmöglichkeiten

In der vierten Klasse erhalten die Kinder Anfang Mai das Übertrittszeugnis. Darin sind die Jahresfortgangsnoten aus der ersten Schuljahreshälfte sowie alle bis dahin erbrachten Leistungen enthalten. Auf dieser Grundlage wird im Zeugnis eine Empfehlung für den Übertritt ausgesprochen. Entscheidend für den Wechsel an Realschule oder Gymnasium sind die Noten in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik sowie Heimat- und Sachunterricht. Aus diesen drei Noten wird eine Durchschnittsnote gebildet. Für den direkten Übertritt auf das Gymnasium wird ein Notendurchschnitt von 2,33, für die Realschule 2,66 benötigt.
Liegt der Notendurchschnitt über dem benötigten Wert, besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an einem dreitägigen Probeunterricht. Sie können sich dann trotzdem für den Übertritt entscheiden, wenn Ihr Kind bei der Aufnahmeprüfung in Deutsch und Mathematik jeweils die Note 4 erreicht hat. Es werden auch mündliche Noten gebildet. Hier fließen Aspekte wie allgemeines Arbeitsverhalten, Auffassungsgabe und Aufgeschlossenheit mit ein.

Von der Grundschule zur weiterführenden Schule

In den ersten vier Schuljahren lernte Ihr Kind neben den Grundfähigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen auch wichtige soziale Kompetenzen und eine gewisse Selbstorganisation. Inzwischen kennen Sie die Leistungen und die Lernbereitschaft Ihres Kindes. Versuchen Sie abzuschätzen, welche weiterführende Schule für Ihr Kind besser geeignet ist. Egal ob Realschule oder Gymnasium: Es stehen viele neue Herausforderungen an. Ihr Sprössling muss sich nun an zahlreiche Lehrkräfte und Räumlichkeiten gewöhnen. Intensiveres und konsequentes Lernen für die einzelnen Fächer ist angesagt. Zusätzlich muss sich Ihr Kind in eine neue Klassengemeinschaft einfinden. Bei der Wahl der Schule sollten jedoch nicht die Freunde die Hauptrolle spielen. Vielmehr ist wichtig, dass die Schulart mit ihren Anforderungen zu Ihrem Kind passt. Dadurch werden sich Erfolgserlebnisse einstellen, welche Ihr Kind beflügeln. Neue Freundschaften entstehen meist schnell. Manchmal ist es sogar von Vorteil, wenn bestehende Strukturen gelöst werden.

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Realschule

Die Realschule vermittelt jungen Menschen eine erweiterte Allgemeinbildung. Gleichzeitig ist sie berufsorientiert und fördert praktische Fähigkeiten. Nach dem mittleren Bildungsabschluss am Ende der 10. Jahrgangsstufe bieten sich vielfältige Zukunftsmöglichkeiten.

Weiter zur Fachhochschulreife oder zum Abitur

Bei einem Notendurchschnitt von 3,5 in den Fächern Deutsch, Mathe, Englisch kann auf die nächste Bildungsebene wie zum Beispiel die Fachoberschule (FOS) gewechselt werden. Nach zwei Jahren kann dort das Fachabitur beziehungsweise nach erfolgreichem Besuch der 13. Klasse das allgemeine Abitur erworben werden. So steht einem Studium auch auf diesem Bildungsweg nichts im Wege.

Das Abitur kann auch durch den Übertritt nach der 10. Klasse auf ein Gymnasium erreicht werden. An den meisten Gymnasien gibt es eine sogenannte Einführungsklasse. Dort werden die Schüler auf die Anforderungen der Oberstufe vorbereitet. Bedenken Sie, dass sich Ihr Kind in diesem Fall bei der Schwerpunktwahl in der 7. Realschulklasse idealerweise für die zweite Fremdsprache wie zum Beispiel Französisch entscheidet. Sonst hat es in der Oberstufe einen sehr hohen Lernaufwand, um auf das erforderliche Niveau zu kommen.

Lehre und Berufsoberschule

Alternativ kann nach der mittleren Reife ein Ausbildungsberuf erlernt werden. Zuverlässige Auszubildende mit mittlerem Bildungsabschluss werden von vielen Unternehmen gesucht und geschätzt. Ein großer Vorteil des Berufseinstiegs ist die frühe Selbständigkeit und finanzielle Unabhängigkeit.

Ferner bietet sich eine berufsspezifische Weiterbildung oder der anschließende Besuch der Berufsoberschule (BOS) an. Auf diesem Weg kann das fachbezogene Abitur auch ohne zweite Fremdsprache gemacht werden. Viele anschließende Studienberechtigungen werden inzwischen von beruflichen Oberschulen vergeben.

Gymnasium

Wer den entsprechenden Notenschnitt hat und auf jeden Fall studieren möchte, wird wohl den direkten Weg über das Gymnasium gehen. Die Anforderungen am Gymnasium steigen bereits in der 6. Klasse erheblich an. Die zweite Fremdsprache wie Latein oder Französisch erfordert ein höheres Maß an Lernbereitschaft. Die Zahl der Schulstunden ist außerdem wesentlich höher als an der Realschule. Durch das G8 kommt es in den höheren Jahrgangsstufen nicht selten vor, dass die Jugendlichen an drei Nachmittagen nicht vor 17.00 Uhr zu Hause sind. Danach müssen noch Hausaufgaben erledigt, Projektarbeiten vorbereitet und Unterrichtsinhalte für Prüfungen gelernt werden. Hobbys, Sport und Freunde bleiben da häufig auf der Strecke. Wer solche Werte hoch schätzt, sollte die Entscheidung für das Gymnasium genau überdenken. Überlegen Sie, ob Ihr Kind ausreichend motiviert und belastbar dafür ist.

Hohe Flexibilität mit Abitur

Das Abitur bietet Vorteile gegenüber dem mittleren Bildungsabschluss (der übrigens am Gymnasium nach bestandener 10. Jahrgangsstufe automatisch erworben wird). Neben einer großen Auswahl an Studienrichtungen stehen auch mehr Berufsmöglichkeiten zur Verfügung. Bei bestimmten Ausbildungsberufen wird Abitur vorausgesetzt. Die Jobs werden aufgrund der höheren Qualifikation besser bezahlt. Die Chancen auf eine finanziell abgesicherte Zukunft stehen mit Abitur folglich höher.

Stärken und Interessen des Kindes

Egal für welche Schulart Sie sich entscheiden – wichtig ist, dass sich Ihr Kind an der Schule wohlfühlt. Dies geschieht, wenn es seine Fähigkeiten optimal entwickeln kann und sich dadurch Erfolgserlebnisse einstellen. Berücksichtigen Sie deshalb die Stärken und Interessen Ihres Kindes. Ist es sozial eingestellt? Ist es künstlerisch veranlagt? Fällt es Ihrem Kind leicht, Rechenaufgaben zu lösen oder hat es Spaß an technischen Dingen?

Ausbildungsrichtungen beachten

Erkundigen Sie sich bei den örtlich in Frage kommenden Realschulen bzw. Gymnasien rechtzeitig nach den angebotenen Ausbildungsrichtungen. Entspricht das Profil der Schule nicht den Neigungen Ihres Kindes, brauchen Sie diese Schule nicht näher in Betracht ziehen.

Zweigangebote Realschule

In der Realschule kann Ihr Kind ab der 7. Jahrgangsstufe, je nach Angebot der Schule, zwischen verschiedenen Ausbildungsrichtungen wählen:

– mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Bereich
– wirtschaftlicher Bereich
– fremdsprachlicher Bereich
– musisch-gestaltender, hauswirtschaftlicher oder sozialer Bereich.

Ausrichtung der Gymnasien

Der Großteil der Schulstunden ist für alle Schüler an den Gymnasien gleich. Ab der 8. Jahrgangsstufe werden jedoch Schwerpunkte in einigen Fächern gesetzt. So werden am Naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasium (NTG) vertiefte Kenntnisse in Physik, Chemie sowie Informatik vermittelt. Am Sprachlichen Gymnasium (SG) wird das Erlernen von mindestens drei Fremdsprachen ermöglicht. Ferner gibt es das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Gymnasium (WSG) sowie das Musische Gymnasium (MuG).

Letzteres empfiehlt sich nur für musikalisch sehr talentierte Kinder. Denn Musik ist neben Kunst und Deutsch ein Kernfach, zu dem auch verpflichtender Instrumentalunterricht gehört. Mit erfolgreichem Abitur kann das Kind, wie mit jedem anderen Abitur auch, eine beliebige Berufs- oder Studienrichtung einschlagen.

Strategische Gründe

Achten Sie bei der Wahl der Schule darauf, dass sie nicht zu weit entfernt ist. Ihr Kind gewinnt dadurch wertvolle Zeit. Auch ist sonst der Schulwegtransport nicht immer sichergestellt.

Die Räumlichkeiten der Schule sollten einigermaßen ansprechend für Ihr Kind sein. Sie dürfen aber nicht der ausschlaggebende Grund für die Schulwahl sein.

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Gemeinsame Entscheidung

Besichtigen Sie die in Frage kommenden Schulen gemeinsam mit Ihrem Kind. Lassen Sie sich nicht zu sehr von dem Eindruck der Schulleitung und Lehrkräfte an dem Informationstag beeinflussen. Oftmals entsteht durch diese Momentaufnahme ein falsches Bild. Sie wissen vorher nie, welche Lehrer Ihr Kind unterrichten werden. Sammeln Sie die benötigten Informationen bezüglich Angebot und Qualität der Schule, um sich eine Meinung bilden zu können.

Besprechen Sie dann gemeinsam die jeweiligen Pro- und Kontrapunkte mit Ihrem Kind. Berechtigte Gründe und Wünsche Ihres Kindes sollten Sie ernst nehmen und auf Stichhaltigkeit überprüfen. Lenken Sie Ihren Sprössling aber bewusst in die von Ihnen für sinnvoll erachtete Richtung. Gut wäre, wenn Sie auf diesem Wege zu einer gemeinsamen Entscheidungsfindung kommen. Dann ist gewährleistet, dass Ihr Kind seinen Weg gestärkt angeht und Ihnen später keine Vorhaltungen macht.

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Besonders toll fand ich die schulische Unterstützung, auch den Gruppenzusammenhalt fand ich sehr gut.

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