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Existenzgründung mit einer Kfz-Werkstatt – Alles was man wissen muss

Die Eröffnung einer eigenen Kfz-Werkstatt ist für viele ein Traum. Hier erfahren Sie, worauf es dabei im Speziellen zu achten gilt.

Der Meisterbrief

Mit einem Kfz-Reparaturbetrieb fallen Sie in den Bereich der Handwerksrolle A. Dadurch ist es notwendig, einen Meisterbrief vorzuweisen. Falls Sie diesen nicht besitzen, gibt es dennoch eine Lösung: Sie beschäftigen einen Mitarbeiter, der Kfz-Meister ist. Dennoch stellt diese Variante am besten nur eine Übergangslösung dar, bis Sie selbst den Meistertitel erwerben. Zum einen ist die Außenwirkung besser, wenn der Inhaber selbst Meister ist. Zum anderen ist es gefährlich, sich dauerhaft auf eine andere Person zu verlassen. Umgekehrt: Erhalten Sie die Gelegenheit, einen etablierten Betrieb zu übernehmen, stellt der Umweg über einen angestellten Kfz-Meister unter Umständen eine gute Lösung dar. Dennoch empfiehlt es sich, auch hier den Meistertitel anzustreben.

Freie Werkstatt oder Vertragswerkstatt?

Als Inhaber einer Vertragswerkstatt sind Sie auf eine Marke spezialisiert. Der Vorteil ist, dass Sie sich durch den Expertenstatus vom Wettbewerb abheben. Allerdings ist die Zahl potenzieller Kunden dabei eingeschränkt. Eine Beschränkung existiert auch bei der Wahl der Ersatzteile. Hier unterliegen Sie den Vorschriften des jeweiligen Herstellers. Als Inhaber einer freien Werkstatt sind Sie auf keinerlei Fabrikate beschränkt. Beim Einkauf von Ersatzteilen haben Sie die Wahl zwischen Originalteilen oder den Produkten anderer Firmen. Diese sind oft günstiger im Einkauf, was im Wettbewerb zu einem Preisvorteil führt. Aktuell ist der Großteil der Werkstätten in Deutschland als freie Werkstatt tätig. Umgekehrt sind es die Vertragswerkstätten, die den größten Teil am Gesamtumsatz ausmachen. Letztlich entscheidet hier nur der individuelle Geschmack. Die Praxis zeigt, dass beide Varianten existenzfähig sind.

Ein Franchise-Betrieb als Alternative?

Beim Franchise-Konzept schließen Sie sich einer Kette von Reparaturwerkstätten an. Der Vorteil: Sie profitieren von Beginn an von einem etablierten Namen. Ebenso nutzen Sie die Ressourcen eines Großunternehmens, was sich gerade im Einkauf positiv bemerkbar macht. Dem steht der Nachteil der oft hohen Franchise-Lizenz gegenüber. Besteht ein Franchise-Geber auf eine (räumliche) Mindestgröße des Betriebs, fallen schnell Raum- und Personalkosten an, die nicht jedes Budget erlaubt. Die unternehmerische Handlungsfreiheit ist bei diesem Geschäftsmodell ebenfalls eingeschränkt.

Komplettangebot oder Nischenbetrieb?

Wenn Sie überlegen, eine Kfz-Werkstatt zu gründen, spielt auch die grundsätzliche Ausrichtung eine Rolle. Es gibt keine Vorschrift, die Sie zwingt, alle potenziell anfallenden Reparaturarbeiten anzubieten. So gibt es Werkstätten, die sich ausschließlich auf das Wiederinstandsetzen von Unfallfahrzeugen spezialisieren. Diese Überlegung spielt gerade dann eine Rolle, wenn bereits mehrere Mitbewerber in der Region vorhanden sind. Es empfiehlt sich, den Markt zu analysieren, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Unter Umständen finden Sie eine Marktlücke, die den eigenen Betrieb aus dem Wettbewerb hervorhebt.

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Weitere Optionen der Spezialisierung

Es gibt Fahrzeuge, die nur einen kleinen Käuferkreis ansprechen. Ein Beispiel sind Oldtimer oder US-Cars. Besitzer solcher Autos nehmen oft weite Fahrstrecken in Kauf, um jemanden zu finden, der sich mit ihrem Auto auskennt. In diesem Fall sprechen Sie eine überregionale Kundschaft an, die dann eine wirtschaftlich stabile Basis für das eigene Unternehmen darstellt. Rennsportbegeisterte Mechaniker haben die Möglichkeit, sich auf Tuningmaßnahmen zu spezialisieren. Hier bietet sich ebenfalls die Option, sich auf eines oder wenige Fabrikate zu beschränken. Im Gegenzug punkten Sie mit einem Expertenstatus, der hoffentlich bundesweit Kunden beschert. Engagiert sich eine solche Spezialwerkstatt zusätzlich erfolgreich im Rennsport, wird die Sache schnell zum Selbstläufer. Gerade bei Spezialwerkstätten bietet es sich an, zusätzlich Autos zu vermieten, beispielsweise einen schnellen Sportwagen oder einen 50er-Jahre-Oldtimer.

Welche Marken gibt es vor Ort?

Fällt die Entscheidung für einen Betrieb, der Reparatur- und Servicearbeiten für eine einzelne Marke anbietet, ist Folgendes zu klären. Wie oft kommt diese Marke in der näheren Umgebung vor? Es macht wenig Sinn, in einer ländlichen Umgebung eine Fachwerkstatt für britische Luxuslimousinen zu eröffnen. Die Wahrscheinlichkeit, hier überregional Kunden zu erreichen, ist vermutlich eher gering.

Kaufmännische Überlegungen

Jede Form der Selbstständigkeit birgt die Notwendigkeit, sich mit Dingen wie Ertrag, Buchführung und Steuern zu beschäftigen. Oft sind es diese Punkte, die entscheiden, ob ein Betrieb überlebt oder nicht. Generell empfiehlt es sich, als Inhaber aktiv im Betrieb tätig zu sein und Angestellte als Ergänzung zu betrachten. Es macht keinen Sinn, vier Leute einzustellen, wenn zwei Personen oder Sie alleine auch in der Lage sind, die anfallende Arbeit zu erledigen. Grundsätzlich wächst die Zahl der Mitarbeiter am besten zusammen mit dem Betrieb. Wer sich hier von Anfang an zu hohe Kosten auflädt, gerät eventuell trotz guter Auftragslage in Schwierigkeiten.

Gleiches gilt für die Lagerhaltung. Lagerbestände sind totes Kapital. Motor- oder Karosserieteile, die innerhalb weniger Tage lieferbar sind, brauchen Sie nicht in großen Mengen auf Lager zu haben. Was die Verwaltung und Buchführung betrifft, ist hier eine realistische Selbsteinschätzung notwendig. Manche Betriebe gerieten vorübergehend in Schieflage, weil der Inhaber eine innere Abneigung dagegen verspürte, Rechnungen zu schreiben. Als Faustregel gilt, dass Sie spätestens dann, wenn die Arbeit in der Werkstatt alle Kapazitäten bindet, eine zusätzliche Person für das Büro einstellen.

In der Anfangszeit hilft Ihnen sicher die Partnerin oder Schwester aus. Was das Thema Steuern betrifft, ziehen Sie hier am besten ein/e erfahrene Steuerberater/in hinzu. Nicht jedermann ist in der Lage, Autos zu reparieren, und dies gilt auch für steuerliche Angelegenheiten. Hier sparen Sie sonst an der falschen Stelle.

Der notwendige Versicherungsschutz

In jeder Autowerkstatt ist ein gewisser finanzieller Wert vorhanden. Diesen schützen Sie am besten über eine passende Versicherung. Eine Betriebshaftpflicht ist ebenfalls unumgänglich. Bezüglich der Krankenversicherung stellt sich die Wahl, ob Sie freiwillig in der Gesetzlichen Krankenversicherung bleiben oder sich lieber privat versichern. Beide Modelle bieten ihre Vor- und Nachteile.

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Fazit: Aller Anfang ist kompliziert, aber lohnenswert

Geht es um das Gründen einer eigenen Kfz-Werkstatt, fallen eine Menge Überlegungen an. Diese betreffen die Standortwahl, die generelle Auslegung des Betriebes und vieles mehr. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es den einen richtigen Weg nicht gibt. Das ist auch gut. Die Menschen sind zu unterschiedlich in ihren Wünschen und Stärken, um alle in einer Schublade Platz zu finden. Diese Erkenntnis halten Sie sich vor Augen, wenn das eigene Umfeld seine Ansichten zur geplanten Geschäftseröffnung kundtut. Die Geschichte zeigt immer wieder, dass gerade dort, wo viele keine Zukunft sehen, die erstaunlichsten Dinge geschehen.

Prüfen Sie dennoch die eigenen Stärken, Schwächen und Vorlieben gründlich. Wer mit ganzer Leidenschaft Autos tunt, ist auf Dauer nicht damit glücklich, ausschließlich kaputte Scheiben zu ersetzen. Umgekehrt macht es keinen Sinn, etwas nur deswegen zu unternehmen, weil Sie dort einen Boom zu erkennen glauben. Am Schluss ist es die eigene Begeisterung und Hingabe, die ein Unternehmen erfolgreich werden lässt. Wenn Sie diese Tugenden noch um kühle und sachliche Überlegungen ergänzen, besitzen Sie die besten Voraussetzungen, um Erfolg zu haben.

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