Um mit dem „neuen gebrauchten“ Wohnwagen oder Wohnmobil einen entspannten Urlaub zu genießen, ist vor dem Kauf des Fahrzeugs ein gründlicher Check sinnvoll.
TÜV bei Wohnwagen und Wohnmobilen
Sowohl Wohnwagen als auch Wohnmobile unterliegen in Deutschland einer Verkehrssicherheitsprüfung, der sogenannten Hauptuntersuchung (HU). Abgenommen werden die Fahrzeuge von
staatlich anerkannten Prüforganisationen wie dem TÜV, der DEKRA, KÜS oder GTÜ. Eine Ausnahme bilden historische Modelle sowie Fahrzeuge mit rotem Kennzeichen beziehungsweise Überführungskennzeichen. Gemäß Anlage
VIII §29 StVZO (Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung) müssen Wohnwagen mit mehr als 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht und Wohnmobile mit mehr als 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht
alle zwölf Monate zur Hauptuntersuchung.
Für andere Fahrzeuge und Anhänger gilt ein
24-Monate-Rhythmus. Bei Neufahrzeugen findet die erste Abnahme nach drei Jahren statt. Die Sicherheitsüberprüfung beinhaltet dabei einen Funktions-, Wirkungs- und Sichttest bestimmter Bauteile sowie eine Untersuchung gemäß den Anforderungen der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung. Aufgrund der Vorgaben sagt die Prüfplakette lediglich etwas über die Verkehrstauglichkeit aus. Nicht eingeschlossen in die Untersuchungen sind die Betriebssicherheit sowie die Funktionalität der Bordelektronik beziehungsweise der Bordtechnik.
Garage oder Außenstellplatz, ein nicht zu unterschätzendes Kriterium
Die Abstellzeit von Wohnwagen und Wohnmobilen zieht sich oftmals über mehrere Monate. Während dieser Zeit entwickeln sich in vielen Fällen
kaum bemerkbare Mängel. Dabei spielt es keine Rolle, ob das gewählte Modell über eine aktuelle TÜV-Plakette verfügt oder nicht. Zu den weitverbreiteten Irrtümern gehört, dass sich Garagenfahrzeuge in einem besseren Zustand befinden, als Modelle auf Außenplätzen. Kleine Garagen verfügen in den seltensten Fällen über eine
ausreichende Belüftung oder Heizung.

Die eingestellten Fuhrwerke
trocknen sehr langsam. Regenfeuchtigkeit und Kondenswasser bleibt über Tage, Wochen oder schlimmstenfalls Monate am Fahrzeug. Trotz des hohen Kunststoffanteils der modernen Autos und Anhänger gibt es noch immer zahlreiche Bauelemente aus rostanfälligen Metallen, wie zum Beispiel Achsen oder die Auspuffanlage. In Carports oder auf ungeschützten Außenplätzen sorgen Wind und Sonne dafür, dass die Fahrzeuge immer wieder
gut durchtrocknen.
Der äußere Schein
Führt Ihnen der Verkäufer ein verschmutztes Gebrauchtmobil vor, sollten Sie sehr vorsichtig werden.
Unter Schmutz und Dreck lassen sich Beulen, Schrammen und Rostflecken gut verstecken. Technische Komponenten wie Radio, Blinker, Licht und Scheibenwischer können Sie selbst überprüfen. Bestehen Zweifel bezüglich der Verkehrstauglichkeit, bietet es sich an, das Fahrzeug für einen Gebrauchtwagencheck
zum ADAC oder zu einer anerkannten technischen Prüfstelle zu fahren. Die Gebühr richtet sich nach dem Aufwand. Diese sinnvolle Investition bewahrt Sie nicht nur bei der nächsten Hauptuntersuchung vor bösen Überraschungen, wie beispielsweise einem Defekt an der Bremsanlage oder Rost an tragenden Teilen.
Achten Sie bei der Inaugenscheinnahme auch auf die Reifen. Sind sie
ungleichmäßig abgefahren, deutet dies auf eine verzogene Spur hin. Bei extrem langen Stehzeiten drückt das Eigengewicht des Fahrzeugs die Auflagefläche zusammen, die Karkasse wird brüchig. Besitzen Sie ein gutes Augenmaß, sehen Sie sich das Wohnmobil beziehungsweise den Anhänger
schräg von der Seite genauer an. Ist der Lack an einzelnen Stellen etwas dicker, wurde das Fahrzeug mit hoher Wahrscheinlichkeit nachlackiert. Bestehen Sie auf eine
schriftliche Bestätigung, dass es sich nicht um ein Unfallfahrzeug handelt.
Verweigert Ihnen der Verkäufer diese, sollten Sie auf den Kauf verzichten. Unfallfahrzeuge lassen sich nur schwer weiterveräußern und bergen Risiken.
Beulen im Lack sind ein Indiz für ausblühenden Rost. Der Lack kann dabei kleine Roststellen genauso wie schwere Schäden verdecken. Bei einem Wohnwagen lohnt zudem der Blick auf die
Anhängerkupplung. Die Verbindung mit dem Zugfahrzeug muss fest und sicher sein. Dabei darf die Deichselöse
kein großes Spiel aufweisen, Kabel und Kabelbuchsen müssen unverletzt und korrosionsfrei sein.
Das Innenleben – ein Indiz für den Gesamtzustand des Mobilheims
Der Zustand des Interieurs sagt zwar nichts über die technische Sicherheit aus, dennoch erlaubt er Rückschlüsse auf den Allgemeinzustand. Wer sein Fahrzeug innen verkommen lässt, achtet in der Regel auch nicht besonders auf die Technik. Selbstverständlich geht die Nutzung eines Wohnwagens oder Wohnmobils nicht ohne Spuren vonstatten. Kleine Kratzer an Schränken
sind normal und lassen sich beseitigen, abgetretene Böden tauschen Sie selbst aus.
Befinden sich jedoch Risse, deutliche Fingerspuren, altes Fett oder dicker Schmutz auf der Einrichtung ist dies ein Zeichen dafür, dass der Eigentümer wenig Sorgfalt walten ließ. Die Gebrauchsspuren sollten sich wie bei einer Wohnung in Maßen halten. Egal, wie gut der Zustand des Wohnwagens oder Wohnmobils ist, überzeugen Sie sich auf jeden Fall davon, dass die
wasserführenden Leitungen dicht sind, und testen Sie die
Funktion der Armaturen sowie der Wasserspülung in der Toilette. Untersuchen Sie bei der Durchsicht auch
Dichtungen, die Tür- und Fensterverschlüsse sowie die Aufstellfunktion der Fenster.
Flüssiggasanlagen bei Mobilheimen, mehr als eine einfache Komponente
Besonders
gründlich sollten Sie die
Gasanlage in Augenschein nehmen. Gasexplosionen aufgrund mangelnder Wartung kommen öfter vor als allgemein angenommen. Bei einer undichten Gasleitung genügt ein Funke, um eine Katastrophe auszulösen. Lassen Sie deshalb vor dem Erwerb eines gebrauchten Wohnmobils oder Wohnwagens auf jeden Fall die Anlage von einem Fachmann untersuchen. Grundsätzlich schreibt das
Produktsicherheitsgesetz (ProSG) einen zweijährigen Prüfungsrhythmus der Gasanlage vor. Auf der Anlage muss sich eine entsprechende Prüfplakette befindet.
Den Nachweis der regelmäßigen Kontrolle benötigen Sie für die
HU. Ohne diese Bescheinigung erhalten Sie keine
TÜV-Plakette und sind gezwungen, das Fahrzeug oder den Anhänger erneut vorzuführen. Unter Umständen verlangt die Prüfstelle eine komplette Neuabnahme. Die Halterungen für die Gasflaschen sind laut
ProdSG so zu montieren, dass die Flaschen
rüttelsicher in dicht schließenden Schränken stehen.
Da Gas schwerer als Luft ist, muss sich entweder im oder dicht über dem Boden eine Öffnung nach außen befinden, durch die gegebenenfalls ausströmende Gase entweichen.
Billige Ventile stellen ein Sicherheitsrisiko dar, es gibt
spezielle Sicherheitsventile für Caravan. Erwerben Sie das Mobilheim für Wintercamping, benötigen Sie bei den Leitungen
winterfeste Spezialschläuche. Fragen Sie deshalb den Verkäufer, ob diese bereits verbaut wurden. Zu den Sicherheitsvorschriften für die Nutzung einer Gasheizung bei Wohnwagen und Wohnmobile gehört neben einer stabilen Montage ein
leichter Anstieg der Abgasrohre.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Überzeugen Sie sich nicht nur von der Sicherheit der Gasanlage, sondern auch von der
Funktionsfähigkeit des Kühlschranks, des Boilers sowie des Kochers. Zu den weiteren wichtigen Punkten zählen der Zustand der
Aufbaubatterie und die Funktionsfähigkeit der
Innenbeleuchtung, der Wasserpumpe sowie des Anzeigenpanels für Strom und Wasser. Es lohnt sich ein Blick auf den Schlauch oder Kanister zum Füllen des Frischwassertanks. Das Gefäß muss genauso sauber sein wie der Frischwassertank selbst. Hat sich Moos gebildet, wurden die Tanks lange nicht gereinigt.
Verfügt das Fahrzeug über eine
Druckwasseranlage, müssen Sie auf jeden Fall die Funktion der
Pumpe und des Schalters prüfen. Die Grundausstattung eines Gebrauchtcaravans beinhaltet keine Zusatzausrüstung wie Kabeltrommel, Spezialpapier für die Toiletten oder spezielle Adapter für die Schukostecker. Fragen Sie trotzdem danach, denn nicht jede Toilette benötigt Spezialpapier und jeder Schukostecker einen Adapter. Sind Ersatzbirnen, Verbandskasten, Warndreieck, Bordwerkzeug sowie ein Reserverad vorhanden, überprüfen Sie diese auf ihre
Haltbarkeit.
Probefahrten, ein Muss für jeden Fahrzeugerwerb
Vereinbaren Sie vor dem Abschluss des Kaufvertrags eine
Probefahrt. Oftmals zeigen sich technische Probleme, die dem Eigentümer nicht bewusst oder bekannt sind. Wer ein Fahrzeug viel fährt, registriert nicht immer, wenn sich beispielsweise das Bremsverhalten ändert oder die Dämpfer Probleme machen. Während der Fahrt haben Sie zudem die Möglichkeit die
Funktion der Klimaanlage zu prüfen. Allerdings benötigen viele Modelle dafür eine Außentemperatur von mehr als 15 Grad Celsius. Möchten Sie einen Wohnwagen erwerben, können Sie nach dem Anhängen des Caravans gut kontrollieren, ob der
Anschluss für Licht und Bremse einwandfrei funktioniert. Bei einer kurzen Fahrt stellen Sie fest, ob die
Bremsanlage greift und der Hänger sich gut beherrschen lässt.
Fazit
Für den Kauf eines gebrauchten Wohnwagens oder Wohnmobils gelten ähnliche Kriterien wie für den Erwerb eines gebrauchten Pkws. Hinzukommt jedoch die
Überprüfung des Interieurs. Besonders wichtig ist dabei die einwandfreie Funktion der
Gasanlage. Ein Defekt dieser Komponente ist nicht nur unangenehm, sondern kann
lebensgefährlich werden. Selbst wenn Sie sich sicher sind, dass das zur Disposition stehende Modell Ihren Anforderungen entspricht, lohnt sich eine Begutachtung durch Fachleute. Den
Gebrauchtwagencheck führen neben dem ADAC zahlreiche staatlich anerkannte Prüfstellen durch. Je nach Auftrag wird dabei nicht nur die Verkehrssicherheit beurteilt, sondern auch die Betriebssicherheit kontrolliert und der Gesamtzustand bewertet.