Rundumpflege: Warum Geist und Körper bei der Genesung gleichwertige Aufmerksamkeit brauchen
Wird ein Mensch krank, suchen viele die Ursache im Körper. Andere behaupten, jede Heilung müsse vom Geist ausgehen. Welche Konsequenzen ergeben sich, wenn beide Parteien Recht haben?
Eine neue Sichtweise
Wie definiert man eigentlich Krankheit? Für die meisten Menschen dürfte die Frage einfach zu beantworten sein: Biologische Abläufe im Körper werden derart gestört, dass die normale Funktionsweise nicht mehr gegeben ist. Als Folge wird mittels Medikamenten eine weitere Einflussnahme auf den Körper vorgenommen. Diese soll die Funktionsfähigkeit wieder herstellen. Kritiker der Schulmedizin ziehen genau dies als Vorwurf heran: Die Behandlung konzentriere sich ausschließlich auf Symptome.
Die Ursachen, die nicht immer körperlicher Natur sein müssen, werden laut ihrer Ansicht ignoriert. Sie bevorzugen Therapien, die den gesamten Menschen miteinbeziehen. Nun muss dies nicht immer zutreffen: Ein gebrochenes Bein lässt sich nicht behandeln, in dem man den Patienten dazu bringt, beim nächsten Ausflug „besser aufzupassen“. Bei geistigen oder psychischen Erkrankungen liegen andere Ursachen vor. Aber auch hier lassen sich Querverbindungen zu körperlichen Störungen herstellen. Sätze wie „Dem hat sich der Kummer ins Gesicht gefressen“ oder „Seine Wut hat ihn krankgemacht“ sprechen hier eine deutliche Sprache.
Schon Gautama Buddha wies seine Schüler an, sich vom Hass fernzuhalten. Jemanden zu hassen sei damit vergleichbar, Gift zu trinken und dann zu erwarten, dass eine andere Person tot umfällt, so der indische Religionsbegründer. Aus der europäischen Antike soll der Satz „Nur in einem gesunden Körper kann ein gesunder Geist wohnen“ stammen. All diese Aussagen weisen auf eine Verbindung von Geist, Psyche und Körper hin, der man im Blick auf die Vermeidung oder Behandlung von Krankheiten seine Aufmerksamkeit widmen sollte.
Die Auswirkung des Geisteszustandes auf den Körper
Die meisten Menschen haben schon die Beobachtung gemacht, dass anhaltender Kummer zu Magenbeschwerden führen kann. Sind wir wütend, sprechen wir oft davon, dass uns der Blutdruck steigt. Hier haben wir es mit Emotionen zu tun, die eine unmittelbare Auswirkung auf den Körper haben. Längst bekannt ist auch, dass in Stresssituationen Adrenalin ausgeschüttet wird. Umgekehrt wird unser Hormonhaushalt durcheinandergewirbelt, wenn wir verliebt sind. Nun könnte man in diesem Fällen davon sprechen, dass es Ereignisse im Außen sind, die zur körperlichen Reaktion führen. Tatsächlich fragt unser Körper aber nicht, ob eine echte Bedrohung existiert, bevor er das Adrenalin freisetzt. Es reicht bereits, wenn wir uns bedroht fühlen. Ebenso muss bei Verliebten nicht unbedingt die angebetete Person in der Nähe sein. Es reicht meist schon, an sie zu denken, um eine körperliche Reaktion zu erzeugen. Was löst dann die Veränderungen im Körper aus? Unsere Gedanken!
Wir können uns krank denken ‒ und auch gesund
Greifen wir nochmal das Beispiel mit der Person auf, die stressbedingt eine hohe Adrenalinausschüttung erfährt. Die Ausschüttung ist ein körperlicher Vorgang. Ihm ging das Gefühl der Panik voraus. Auslöser waren furchteinflößende Gedanken. Ein anschauliches Beispiel für den Weg vom Geist über die Seele zum Körper. Wie ist es mit der Person, deren Gesicht „vom Kummer zerfressen ist“? Ihre Gedanken waren regelmäßig vom Kummer durchzogen. Vielleicht hat sie immer wieder an eine traurige Begebenheit gedacht. Vielleicht die Trennung von einem geliebten Menschen.
Dies hat zu immer wiederkehrenden emotionalen Belastungen geführt. Aus diesen resultierten dann Störungen im körperlichen Bereich. Wir müssen nicht zu Buddha zurückgehen, um festzustellen, dass wir uns krank denken können. Daraus folgt die Erkenntnis, dass wir den Prozess auch umkehren können. Schon der Astrologe und Schriftsteller Karl Brandler-Pracht sprach davon, dass unser Geist wie ein Messer sei, das wir viel zu oft mit der Spitze auf uns selbst richten. Würden wir lernen, ihn für unsere Zwecke einzusetzen, könne dies viel Leid ersparen.
Die Lehren der Daoisten
Die Geheimlehren des chinesischen Daoismus sprechen dies noch deutlicher aus. Laut ihrer Ansicht ist jede mögliche Emotion mit einem eigenen Organ verbunden. So würden ängstliche Menschen das betreffende Organ in Mitleidenschaft ziehen. Umgekehrt: Ist das betreffende Organ erkrankt, kommt es unweigerlich zu Angstproblemen. Als Folge erschufen sie eine Sammlung komplexer Geistesübungen, um die Gesundheit zu bewahren oder wiederherzustellen.
Der goldene Mittelweg
Personen, die Schulmedizinern vorwerfen, mit dem Körper nur einen Aspekt der Erkrankung zu berücksichtigen, verhalten sich oft genauso einseitig: Sie fokussieren ihre Bemühungen auf den Geist und ignorieren dabei den Körper. Eine tatsächlich ganzheitliche Behandlung von Erkrankungen muss alle Bestandteile miteinbeziehen. Anbei einige Möglichkeiten:
1) Körperliche UND geistige Erholung
Geistige Aktivitäten wirken sich auf den Körper aus. Während der Genesungszeit ist auf „geistige und emotionale Hygiene“ zu achten. Wichtig ist die Abwesenheit von allem, was den Geist aufwühlt: Nachrichtensendungen, Kontakt mit anstrengenden Zeitgenossen, stressige Telefonate, emotional aufgeladene Literatur oder Filme.
2) Förderung eines ausgeglichenen Geisteszustandes
Hierunter fallen beispielsweise Meditationsübungen und entspannende Musik. Wichtig: Es muss nicht immer Meditationsmusik sein. Wer einen Lieblingskünstler hat, der „anregende Musik“ veröffentlicht, wird auch damit gut fahren.
3) Gedankenbeherrschung
Unter 1) sind Dinge zu finden, die der Genesung abträglich sind. Im Gegenzug gibt es Dinge, die eine positive Auswirkung haben. Aus den USA ist ein Fall überliefert, in denen ein Mann sich von einer schweren Krankheit heilte, indem er regelmäßig Comedy-Filme ansah. Lachen ist gesund! Zur Kunst der Gedankenbeherrschung zählt, den Geist mit positiven Dingen zu beschäftigen.
Dies kann ein lustiges Buch sein. Oder man holt sein Haustier zu sich ins Bett. Es ist belegt, dass Stress abgebaut wird, wenn man eine Katze streichelt. Warum dann nicht die Katze oder den Hund zum Kuscheln ins Schlafzimmer holen? Auch die Beschäftigung mit Vorlieben imprägniert das Gedankenleben: Stellen Sie sich vor, an Ihren Lieblingsort zu sein oder mit Ihrem Traumwagen zu fahren. Die Möglichkeiten sind hier nahezu unendlich.
4) Affirmationen und Autosuggestion
Botschaften, die dem eigenen Geist eingegeben werden, entfalten ihre Wirkung. Wie wäre es mit „Ich fühle mich gut. Mein Zustand bessert sich mit jeder Minute. Ich kann fühlen, wie meine Krankheit mich verlässt“. Humbug oder Heile-Welt-Romantik? Sicherlich nicht. Überlegen Sie nur, welche Auswirkungen Gedanken wie „Ich bin nichts wert“ oder „Ich werde das nie schaffen“ entfalten können, wenn man sie regelmäßig wiederholt.
Optimal ist es, Affirmationen vor dem Einschlafen oder nach dem Aufstehen einzusetzen. Zu diesen Zeiten ist das Wachbewusstsein noch getrübt. Dadurch steht der Weg zum Unterbewusstsein offen. Die Wirkungen werden sich bald zeigen. Alle Bemühungen werden jedoch nutzlos sein, wenn man den restlichen Tag damit verbringt, sich „krank“ zu denken. Tauchen solche Gedanken auf, konzentrieren Sie sich auf etwas Schönes. Man kann nicht gleichzeitig lachen und weinen. Ein Prinzip, das auch hier seine Gültigkeit hat.
Weshalb geistige Hygiene den Körper entlastet
Beim Denken wird der Körper nicht beansprucht? Dies ist leider ein Mythos. Tatsächlich verbraucht das menschliche Gehirn durch Denkprozesse 20 Prozent unserer Energie. Einfach mal abschalten und nicht denken hat somit eine schonende Wirkung. Die eingesparte Energie kann der Körper dann verwenden, um seine Genesung voranzutreiben. Noch besser wird es, wenn man sich von aufwühlenden Gedankengängen frei macht. Ihr Körper benötigt seine Kräfte, um wieder gesund zu werden.
Durch das Herbeizaubern von schlimmen Szenarien im Geiste entziehen Sie ihm mehr Energie, als gut für Sie ist. Die Fähigkeit, den beständigen Gedankenstrom abzuschalten, ist Gegenstand zahlreicher Meditationspraktiken. Man findet sie ebenso im Buddhismus wie in den geistig orientierten Yogaschulen. Übrigens muss man nicht krank sein, um davon zu profitieren: Wer es schafft, seinen Geist zu säubern, wird auch im Alltag davon profitieren.
Fazit: Gemeinsam sind wir stark. Auch bei der Genesung
Der Geist ist ein machtvolles Werkzeug. Falsch eingesetzt kann er uns jedoch krankmachen. Die Auswirkung psychischer Erkrankungen auf Körperfunktionen belegt dies eindeutig. Auch wenn die Psyche zur Seele zählt, ist es doch oft der Geist, der durch negative Gedanken die Psyche schädigt. Auch der „eingebildete Kranke“ ist ein eindringliches Beispiel für die Macht der Gedanken über den Körper. Wird der Prozess nun umgekehrt und der Geist als Werkzeug benutzt, kann er den Heilungsprozess deutlich beschleunigen. Im besten Fall werden manche Erkrankungen sogar verhindert. In der Summe gibt es gute Gründe, einen praktischen Nutzen daraus zu ziehen.
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