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Erleichterung durch Akzeptanz: Mit Depressionen umgehen lernen

Depressive gestehen sich oftmals ihre psychische Erkrankung nicht ein. Dabei fällt das Leben durchaus leichter, wenn sie die Depression akzeptieren. Dies gilt auch für das Umfeld.

Was ist eigentlich eine Depression?

Niedergeschlagen fühlt sich jeder irgendwann einmal. Zu viel Stress, ein trauriges Ereignis und andere Ursachen kommen infrage. Nehmen diese Phasen hingegen zu und sind sie ab einem gewissen Zeitpunkt eher die Regel als die Ausnahme, steigt die Gefahr einer depressiven Erkrankung. Leiden Sie unter einer Depression, dann ist Ihre Psyche also krankhaft gestört. Sie verlieren das Interesse am Leben, ziehen sich aus Ihrem sozialen Netzwerk immer mehr zurück und empfinden kaum noch Freude. Dies wirkt sich auf Ihre Lebensqualität aus und schränkt zugleich Ihre Leistungsfähigkeit ein.

Auch mit, aber gerade ohne Behandlung entwickeln sich leider viele depressive Erkrankungen bis hin zum Todeswunsch: Betroffene empfinden das Leben und sich selbst als sinn- und wertlos, so dass der Weg in den Suizid führt. Doch so weit muss es nicht zwangsläufig kommen. Früh erkannt und behandelt, haben Depressionen durchaus gute Heilungschancen beziehungsweise Prognosen auf ein weitestgehend normales Leben. Problematisch wird es, wenn sich Erkrankte ihre Depression nicht eingestehen wollen.

Depressionen: noch nicht gesellschaftsfähig

Noch immer ist es so, dass Depressionen in weiten Teilen der Gesellschaft nicht als Erkrankung akzeptiert werden. Für viele Menschen ist es schwer, eine psychische Störung als Krankheit anzuerkennen, bei der es keine äußeren Verletzungen wie beispielsweise bei einer Grippe gibt. Ist bei Letzterer dank Schnupfen, Husten und Fieber eindeutig erkennbar, dass der Körper krank ist und Ruhe benötigt, zeigt eine erkrankte Seele eben keine äußeren Wunden. Dies ist ein Grund, aus dem Depressive ihre Krankheit verschleppen und versuchen, wie früher weiter zu leben. Die Angst vor der gesellschaftlichen Ausgrenzung ist groß – ebenso wie die Angst, den Job und Freunde zu verlieren.

An einer Depression Erkrankte akzeptieren ihre psychische Störung aber oftmals auch deshalb nicht, weil sie sich einfach nicht eingestehen wollen, dass sie krank sind. Dies führt allerdings nicht selten zu viel Stress und Druck. Schließlich gilt es – aus Sicht der Betroffenen – den Schein der Normalität zu wahren. Dabei kann es sehr helfen, sich die Krankheit einzugestehen. Denn Akzeptanz führt nicht selten zu Erleichterung. Es ist möglich zu lernen, mit der Depression umzugehen und die Schübe in das eigene Leben zu integrieren. Voraussetzung ist aber unausweichlich das Sich-Eingestehen, dass etwas nicht stimmt.

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Akzeptanz aus Sicht der Erkrankten

Akzeptieren Betroffene, dass sie an einer Depression erkrankt sind, dann ist dies der erste und zugleich wichtigste Schritt zur Besserung. Denn diese Akzeptanz bietet Orientierung. Dabei ist das Wort Krankheit ganz wichtig. Denn sich einzugestehen, krank zu sein, lässt Menschen im Grunde sofort an einen Arzt als Hilfe denken. Doch nicht jeder möchte zum Arzt gehen. Manch einer hat diesen bereits ohne großen Erfolg hinter sich, da er schon länger depressiv ist.

Das Wissen, dass antidepressiv wirkende Medikamente starke Nebenwirkungen wie extreme Müdigkeit zur Folge haben können, lässt so manchen Depressiven vor einer professionellen Behandlung zurückschrecken. Sie sind sich darüber im Klaren, dass sie depressiv sind und haben sich mit ihrer Erkrankung arrangiert. Betroffene kennen die Abläufe und spüren, dass ein neuer Schub, eine neue Phase der Niedergeschlagenheit bevorsteht. Sie wissen, dass sie dann keine Lust auf soziale Kontakte haben und sich am liebsten daheim vergraben würden.

Aus diesem Grund gehen Depressive oft die schönen Dinge des Lebens an, wenn eine weniger intensive Phase der Krankheit läuft. Sie nutzen die Zeit intensiv, weil sie wissen, dass der nächste schwere Schub kommen wird. Depressive nehmen die Welt also anders wahr. Sie lernen damit umzugehen, dass es schon mal sehr lange dauern kann, bis sie aufstehen und sich anziehen. Lernen, mit der Depression umzugehen, bedeutet auch, den Lebensstil unter Umständen zu verändern.

Wer seine Depression akzeptiert, der verändert idealerweise seinen Lebensstil. Joggen und andere Sportarten setzen Endorphine frei und sorgen so für Glücksgefühle. Generell sind Aktivitäten und Ablenkungen von verstärkenden Faktoren nützlich. Häufig kreisen Betroffene um sich selbst und belasten sich mit negativen Gedanken. Sie hängen gedanklich in der Vergangenheit, wo anscheinend alles besser gewesen ist.

Depressionen entstehen unter anderem auch deshalb, weil sich Betroffene unter einen ungeheuren Erfolgsdruck setzen. Perfektionismus ist aber nicht ständig und schon gar nicht in allen Bereichen des Lebens möglich. Akzeptieren Erkrankte ihre Depression, dann nehmen sie sich zugleich auch etwas von diesem perfektionistischen Druck. Doch all diese Anpassungen erleichtern lediglich den Alltag und schwächen die Depression ab – im Idealfall. Erfolge sind keineswegs garantiert. Aus diesem Grund führt kein Weg an einer professionellen Behandlung vorbei.

Im Rahmen jener bedarf es großer Mitarbeit des Erkrankten, so zum Beispiel bei einer kognitiven Verhaltenstherapie, die Tag für Tag Anstrengung bedeutet. Sind dann Erfolge sichtbar, ist die Erleichterung durch die Akzeptanz der Depression besonders groß.

Akzeptanz aus Sicht von Verwandten, Freunden und Bekannten

Akzeptanz führt allerdings nicht nur aus Sicht der Erkrankten zu Erleichterung. Einen Verwandten oder engen Freund mit einer depressiven Erkrankung zu haben, ist oftmals auch für das nähere Umfeld eine Belastung. Die Einen kommen besser damit zurecht, die Anderen eher weniger gut. Akzeptiert das nähere Umfeld, dass der geliebte Bruder, die Tochter oder der beste Freund unter einer psychischen Erkrankung leiden, dann ist Betroffenen oftmals schon sehr geholfen. Weniger hilfreich sind Reaktionen wie „Das ist doch keine Krankheit“ oder Ähnliches. Dies führt oft dazu, dass Erkrankte sich nur noch mehr einreden, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Das Selbstwertgefühl rutscht noch weiter in den Keller.

Es ist aber auch möglich, dass die Mitmenschen ganz genau merken, dass etwas mit einem Betroffenen nicht stimmt und den Verdacht einer Depression hegen. Dass Verwandte und Freunde die Störung noch vor dem Erkrankten selbst als Depression akzeptieren, versetzt sie in eine schwierige Situation. Gerade dann hoffen sie, dass der Depressive seine Erkrankung akzeptiert. Für Angehörige gilt stets: Verhalten Sie sich einem Erkrankten gegenüber so normal wie möglich!

Respektieren Sie eine depressive Person und tun Sie ihre Gefühle niemals als lächerlich ab. Gut gemeinte Hinweise wie „Lach doch mal!“ sind keine Aufheiterung, sondern machen vieles oftmals nur noch schlimmer. Depressive fühlen sich dadurch nämlich missverstanden und ziehen sich möglicherweise noch mehr zurück.
Mitmenschen nehmen Erkrankten idealerweise auch den Druck zum Perfektionismus.

Es tut ihnen gut zu hören, dass sie auch dann geliebt werden, wenn sie nicht erfolgreich oder der Beste sind. Depressive hadern ständig mit sich und haben ein niedriges Selbstbewusstsein. Hin und wieder in passenden Momenten Vorzüge des Charakters zu erwähnen, ist eine Möglichkeit, den Betroffenen zu unterstützen. Haben Sie Kontakt mit einer erkrankten Person, dann halten Sie sich bitte an folgende Punkte:

– Bleiben Sie geduldig
– Wenden Sie sich nicht ab und
– Achten Sie darauf, wie Sie positive Dinge kommunizieren

Vor allem der letztgenannte Punkt drängt Depressive nur noch weiter in die Krankheit. Wer von einem neuen Partner oder einem aufregenden neuen Job berichtet, der lässt das Selbstwertgefühl der Erkrankten getreu dem Motto „Andere haben immer so viel Glück und Freude, nur ich nicht“ noch weiter sinken.

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Fazit

Akzeptieren Erkrankte ihre Depression, dann ebnen sie den Weg zu einer ärztlichen Behandlung. In vielen Fällen ermöglicht nur sie eine Heilung. Wer sich einer professionellen Behandlung verschließt, seine Depression gleichzeitig aber dennoch akzeptiert, der wird die Symptome allenfalls abmildern können. Mit einer Depression umzugehen lernen heißt, sich selbst während der Schübe genau zu kennen.

Die weniger schlimmen Phasen nutzen Betroffene oft für die normalen Dinge des Lebens wie soziale Kontakte. Auch das Umfeld muss seinen Beitrag leisten und die Depression eines Freundes oder Verwandten akzeptieren. Nur so können Mitmenschen ebenfalls lernen, mit der psychischen Erkrankung eines Geliebten umzugehen. Verständnis, Geduld und so viel Normalität wie möglich lauten hier die Schlagworte.



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