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Pillen-Prophylaxe gegen HIV – Was hat es mit Truvada auf sich?

Das HI-Virus mit seiner Folgeerkrankung AIDS forderte weltweit schätzungsweise bereits an die 40 Millionen Todesopfer. Die Pille Truvada schützt möglicherweise gegen ein Anstecken mit dem Virus.

Wofür steht HIV?

HIV ist die Abkürzung für Humanes Immundefizienz-Virus. Es gehört zur Klasse der Retroviren und baut seinen genetischen Code in die Erbanlagen des Wirts ein. HIV überträgt sich durch Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma und Scheidensekret. Zu den häufigsten Übertragungswegen zählen ungeschützter Geschlechtsverkehr sowie verunreinigte Spritzen Drogensüchtiger. Das Virus schwächt einige Jahre nach dem Anstecken das Immunsystem des Menschen zusehends.

Erst dann sprechen Ärzte vom Ausbruch der Krankheit AIDS, die mittlerweile als weltweite Pandemie gilt. Die Infizierten sind anfällig für Erkrankungen wie Lungenentzündungen und Tumore. Im späteren Verlauf von AIDS werden sogar Erkältungen und für Gesunde ähnlich ungefährliche Erkrankungen zu einer tödlichen Gefahr. Erstmals tauchte das HI-Virus in der westlichen Welt 1981 in den Vereinigten Staaten von Amerika auf und etwa ein Jahr später in Europa. Erst seit 1983 ist das Virus als solches bekannt. Seit Ende der Achtzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts kommen immer wieder neue Medikamente auf den Markt.

Das erste Präparat Azidothymidin ist seit 1987 auf dem Markt, Protease- sowie Fusions-Hemmer bereichern seit 1995 beziehungsweise 2003 den AIDS-Medikamente-Markt. Sie verlangsamen den Verlauf der Krankheit, stoppen ihn jedoch nicht. Damit es gar nicht erst zum Anstecken kommt, schützen sich Menschen idealerweise mit einem Kondom. Diese Verhütungsmethode ist die einzige, die wirklich sicheren Schutz bietet – sofern das Kondom nicht während des Geschlechtsverkehrs reißt. Andere zuverlässige Methoden zur Prophylaxe sind nicht bekannt. Doch nun hat ein Medikament die Zulassung für den deutschen Markt erhalten, das Hoffnung schürt.

Truvada – in der Medizin nichts Neues

Die EU-Kommission hat das Medikament Truvada in Form einer Pille zur Prophylaxe für den europäischen und somit auch deutschen Markt zugelassen. Dies ist momentan aber lediglich als Ankündigung zu werten, denn der genaue Termin steht noch nicht fest. Die Ursache dafür: Der Hersteller dieses Medikaments – das Pharmazie-Unternehmen Gilead Sciences – reicht noch Unterlagen nach. Experten zählen dieses vorbeugende Mittel zur Prä-Expositionsprophylaxe, auch PrEP genannt. Doch neu ist das Präparat nicht. Denn schon seit dem Jahr 2005 behandeln Ärzte HIV-infizierte Patienten mit Truvada. Dieses Medikament erfährt im Jahr 2016 in Europa demnach ein Ausweiten seines Verwendungsgebietes: vom therapeutischen hin zum prophylaktischen Mittel.

Seine Wirkung bei bereits Infizierten entfaltet Truvada allerdings erst im Zusammenspiel mit zwei weiteren Medikamenten. In dieser Kombination vermehrt sich das Virus nicht mehr. Dies geschieht auch bei der Einnahme als vorbeugendes Mittel. Enthalten sind in der Pille zwei Stoffe, die diese Wirkung erzielen und die HIV-Vermehrung unterdrücken. Das Virus nistet sich dadurch nicht ein und infiziert den Wirt somit auch nicht. Voraussetzung ist allerdings, dass Anwender jeden Tag eine Pille schlucken. Es ist wichtig, das nur auf Rezept erhältliche Medikament regelmäßig einzunehmen. Nur auf diese Weise entfaltet es die gewünschte Wirkweise.

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Wer hat die Möglichkeit, Truvada einzunehmen?

Zugelassen ist Truvada lediglich unter Auflagen. Dies betrifft den Personenkreis, der das Medikament einnimmt. Dabei handelt es sich generell nur um Männer. Dies ist kein Diskriminieren von Frauen. Viel mehr wirkt die Pille im männlichen Körper anders als im weiblichen, sodass die Wirksamkeit bei Frauen zurzeit nicht garantiert ist. Das Mittel ist zudem nicht für alle Männer gedacht, sondern lediglich für besonders gefährdete Risikogruppen.

Zu jenen zählen die Partner von unbehandelten Infizierten mit HIV. Doch auch Männer, die ungeschützten Geschlechtsverkehr mit oft wechselnden Partnern haben, gelten als Anwender. Vor allem Drogenabhängige fallen in diese Kategorie. Prostituierte fallen momentan leider noch aus diesem Raster heraus, da der wirksame Schutz bei Frauen nicht bestätigt ist. In anderen Ländern sieht dies anders aus. So erhalten Prostituierte in Südafrika Truvada seit 2016. Ein hohes Ansteckungsrisiko lässt sich mit der täglichen Einnahme des Präparats erheblich reduzieren.

Hat Truvada Nachteile?

Wer ein Medikament einnimmt, interessiert sich auch für die bekannten Nebenwirkungen. Bei Truvada sind dies keine gravierenden. Leichte Kopfschmerzen, möglicherweise Gewichtsabnahme sowie Übelkeit gehören zu den am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen. In den ersten Wochen treten zudem häufig Schwächegefühle auf. Diese legen sich mit der Zeit aber wieder, wenn sich der Organismus an die tägliche Pille gewöhnt. Empfiehlt ein Arzt seinem Patienten die Einnahme des Präparats und stellt ein Rezept aus, bedeutet dies nicht, dass es ratsam ist, komplett auf Kondome zu verzichten.

Zur Sicherheit gegen HIV ist dieses Verhütungsmittel auch weiterhin zu verwenden. Die Schutzwirkung liegt laut einer Studie bei 86 Prozent. Zudem schützt das Medikament lediglich gegen die Infektion mit dem HI-Virus. Weitere beim Geschlechtsverkehr übertragene Krankheiten deckt die Pille beim ungeschützten Sex nicht ab. Apropos nicht abdecken: Krankenkassen übernehmen die Kosten für Truvada leider nicht. Dies stellt zurzeit ein großes Problem dar, schließlich liegen die Kosten pro Monat bei etwa 800 Euro. So viel Geld bringen nur die wenigsten Patienten auf. Insbesondere die veranschlagten Risikogruppen aus dem Drogenmilieu haben so keine Chance, die Pille zu schlucken. In diesem Bereich sieht es in manchen Teilen der Welt anders aus. In den USA beispielsweise bezahlen viele Versicherungen die Kosten.

Im Grunde schaden sich die deutschen Krankenkassen nur selbst: Denn die Kosten zur Prophylaxe sind unterm Strich geringer als die Therapie Infizierter viele Jahrzehnte lang. Die Lebenserwartung von HIV-Patienten steigt nämlich rasant. Ein weiterer Nachteil: Zur Einnahme gehört Disziplin. Wer die Pille einen Tag vergisst, verringert die schützende Wirkung. Wem die eigene Gesundheit wichtig ist, lässt diesen Aspekt besser nicht zu einem Faktor werden. Übrigens: Wer die Pille einnimmt und sich aufgrund vergessener Rationen dennoch mit dem HIV infiziert, ist gezwungen, die Anwendung unverzüglich zu beenden. Andernfalls ist es möglich, dass sich Resistenzen bilden und die therapeutische Wirkung nicht mehr greift.

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Fazit: Truvada als Prophylaxe und Hoffnung für Risikogruppen

Die EU-Kommission lässt Truvada als HIV-Prophylaxe auf dem europäischen Markt zu. Somit stellt das Kondom nicht mehr die einzige sichere Methode zum Vorbeugen einer Infektion mit dem HI-Virus dar. Das als Pille täglich einzunehmende Mittel ist auf einen kleinen Personenkreis beschränkt. Diese besonders gefährdeten Menschen sind beispielsweise Männer mit häufig wechselnden Sex-Partnern. Für Frauen ist Truvada auf dem deutschen Markt noch nicht zugelassen.

Die hohen Kosten von 800 Euro für einen einzigen Monat stellen für viele potenzielle Anwender ein Problem dar. Denn die deutschen Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Sind Menschen aber in der Lage, die Pille wie vorgeschrieben einzunehmen, erhöhen sie ihren Schutz vor einer Infektion mit HIV trotz Geschlechtsverkehr ohne Kondom enorm. Aber dies gilt lediglich für den Schutz vor dem die Krankheit AIDS hervorrufenden Humanen Immundefizienz-Virus. Andere beim Sex übertragbare Krankheiten bleiben weiterhin eine Gefahr.



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