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Don’t feed the troll: Wie man mit aggressiven Kommentaren im Internet umgeht

Das Internet unterstützt die Vernetzung mit Freunden und Bekannten. Doch wenn aus einer freundschaftlichen Online-Begegnung ein aggressives Miteinander wird, sind Ruhe, Distanz und Rückzug angesagt.

Das Internet hat in den vergangenen Jahren für eine nahtlose Vernetzung gesorgt. Immer und überall sind wir erreichbar. Wir wissen, wie es unseren Freunden geht. Wir diskutieren über die angesagten Neuigkeiten. Wir stellen die neuesten Fotos ins Netz. Wir freuen uns über ein Bild mit Freunden von der letzten Party. Doch immer mehr verlieren wir dabei auch den so wichtigen Schutz der Privatsphäre. Wenn ungewollte Einzelheiten aus unserem Leben an die Öffentlichkeit dringen, ist es an der Zeit, zu handeln. Wenn intime Fotos als Racheakt eingestellt werden, ist es mit der Ruhe vorbei. Doch als Betroffener scheinen die Möglichkeiten, sich vor dem aggressiven Verhalten von scheinbaren Freunden zu schätzen, eher begrenzt. Das gefürchtete Cyber-Mobbing ist auf dem Vormarsch und hat bereits erste Todesopfer gefordert. Im Zweifel hilft nur ein kontinuierlicher Rückzug aus allen Foren und Netzwerken.

Ein brisantes Thema mit Sprengkraft

Aggressionen im Internet sind ein Thema, das Forscher und Ärzte mit Sorge betrachten. Immer häufiger sind schon sehr junge Nutzer wie Kinder und Jugendliche von Attacken betroffen. Kaum von der Schule gekommen, sitzen die Kleinen vor dem Computer und chatten mit ihren Freunden. Doch die Grenze zwischen dem amüsanten Austausch mit Gleichaltrigen und der Konfrontation mit aggressiven Kommentaren ist fließend. Schon der Angriff eines Schülers aus der Nachbarklasse genügt, um Angst vor dem nächsten Schultag zu erwecken. Häuft sich ein solches Verhalten dann noch, können die Ausmaße gerade für junge Leute immens sein. Wer nämlich den Angriff aus dem Netz fürchtet, traut sich häufig nicht, darüber zu reden. Wer sich dann immer weiter zurückzieht, verliert den Kontakt zu den Freunden und zu den Eltern. Am Ende erfährt niemand von den gefürchteten Online-Angriffen, der junge Mensch fühlt sich allein und missverstanden. Wenn dann niemand aus dem näheren Umfeld eine Veränderung des Verhaltens bemerkt, droht schnell die Isolation. Daraus kann Verzweiflung folgen, sogar Selbstmordgedanken sind keine Seltenheit. Cyber-Mobbing als Ursache für den Selbstmord von Schülern ist eine Gefahr, die allenfalls von Pädagogen und Medizinern derzeit in vollem Umfang richtig eingeschätzt wird. Doch Eltern und Familie machen sich häufig noch viel zu wenig Gedanken, was aus einem scheinbar harmlosen Chat am Nachmittag im schlimmsten Fall werden kann.

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Anonymität lässt Hemmungen schwinden

Stoßen Sie im Netz auf aggressive Reaktionen, sollten Sie unterscheiden, wer dieses Verhalten an den Tag legt. Ist es eine bekannte Person, dürfen Sie sich die Frage stellen, warum man Ihnen online mit Aggressionen begegnet. Doch vor allem bei fremden Personen gilt, dass die Anonymität des Netzes jegliche Hemmungen schwinden lässt. Wer sich im persönlichen Gespräch noch überlegen wird, ob er eine andere Person beschimpft, wird im Netz von solchen Gedanken absehen. Die Nutzung des World Wide Web ist vor allem deshalb so beliebt, weil man unabhängig von Zeit und Ort jederzeit mit jedermann kommunizieren kann. Doch die Distanz zwischen Sender und Empfänger der Nachricht ist groß. Sie sehen den Empfänger nicht und werden seine Reaktionen nicht erkennen. Es ist diese Anonymität, die der Kommunikation im Internet eine gewisse Brisanz gibt. Der Sender weiß nicht, ob der Empfänger in Tränen ausbricht oder ob er wütend wird. Er kann sich allenfalls eine Reaktion in allen schillernden Farben ausmalen. Gerade aufgrund dieser Distanz ist es so einfach, bösartige Kommentare im Chat zu verbreiten oder gar intime Fotos einzustellen. Diesen Verlust an Hemmungen müssen Sie im Hinterkopf haben, bevor Sie sich fragen, warum Sie im Chat gerade angepöbelt werden. Die Frage nach der Anonymität stellt sich übrigens in jedem Alter. Online-Aggressionen zwischen jungen Menschen sind genauso ein wichtiges Thema wie Pöbeleien in den Chats von Erwachsenen. Sobald Sie Ihren Gesprächspartner nicht persönlich sehen, müssen Sie damit rechnen, dass seine Hemmschwelle sinkt.

Ruhe ist das oberste Gebot

Was im täglichen Leben gilt, greift auch für den Umgang im World Wide Web. Wenn Sie angegriffen werden, sollten Sie erst einmal Ruhe bewahren. Häufig regelt sich ein aggressiver Ton im Chat von allein, wenn der Angreifer von anderen auf sein Fehlverhalten hingewiesen wird. Auch ein Administrator kann sich einschalten und an die Netiquette erinnern. Wer sich dauerhaft als Störenfried erweist, muss sogar mit einem Ausschluss aus dem Chat rechnen. Geschieht das nicht, sollten Sie den Administrator einschalten. In jedem Fall aber gilt es, Ruhe zu bewahren. Eine aggressive Antwort hilft Ihnen nicht weiter, wenn Sie angepöbelt werden. Viel zu schnell entwickelt sich sonst ein Disput, der nur Ihre Zeit und Nerven kostet. Das gilt übrigens auch für Ihre Kinder, wenn diese sich über einen Online-Streit beklagen. Natürlich können Sie den Ruhestörer bestimmt, aber freundlich auf sein unpassendes Verhalten hinweisen. Nutzt das aber nichts, lassen Sie ihn am besten erst einmal unbeobachtet. So sehen Sie, ob sich das aggressive Verhalten wiederholt. Vielleicht handelt es sich um eine einmalige Attacke. Greift er Sie aber mehrfach an, sollten Sie tatsächlich den Administrator einschalten, bevor der unfreundliche Zeitgenosse weiterhin Ihre kostbare Zeit fordert. Vielleicht bietet Ihr Netzwerk die Möglichkeit, bestimmte Kandidaten auf eine Blacklist zu setzen. So verhindern Sie, dass er sie weiter belästigt. Meist kann er Ihnen dann keine Nachrichten mehr schicken. Wissen Sie, wer hinter einem Profil steckt, sollten Sie Ihren Bekannten vielleicht sogar einmal darauf ansprechen! Es dürfte interessant sein, zu sehen, wie er auf die persönliche Ansprache reagiert und wie er sein Verhalten begründet.

Ausstieg, wenn nichts mehr hilft

Der Kontakt im Netz mit Freunden und Bekannten macht Ihnen großen Spaß. Doch wenn Sie kontinuierlich von einem störenden Nutzer im Chat belästigt werden, ist es an der Zeit, auf Distanz zu gehen. Vielleicht entscheiden Sie sich, für eine gewisse Zeit aus Ihrem Netzwerk auszusteigen. Natürlich können Sie sich vorübergehend auch ganz und gar abmelden. Für Ihre Kinder gilt natürlich die gleiche Maßgabe. Vielleicht ist eine netzfreie Zeit ein willkommener Anlass, den persönlichen Kontakt wieder zu suchen. Und schließlich dürfte es Ihnen eine Menge an Zeit verschaffen, wenn Sie sich für eine Weile aus der Online-Welt verabschieden. Eines aber sollten Sie angesichts des zunehmenden Cyber-Mobbings unbedingt beachten: Kein Chat der Welt ist es wert, aufgrund eines Streits in Verzweiflung zu geraten. Dies gilt vor allem, wenn Kinder von Aggressionen im Netz betroffen sind. Machen Sie Ihnen klar, dass aggressive Menschen immer schwach und hilflos sind. Erklären Sie Ihnen, wie sie sich wehren können. Und machen Sie ihnen verständlich, dass sie sich wehren können. Nur so behalten Sie die Kontrolle über den verantwortungsvollen Umgang mit den vielfältigen Chat-Möglichkeiten im Netz auch, wenn Ihre Kinder immer selbständiger werden und ihre eigene Identität im Internet aufbauen.

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Cyber-Mobbing ist kein Grund zur Verzweiflung

Obwohl jüngste Presseberichte die Angst vor einem zunehmenden Cyber-Mobbing unterstützen dürften, ist die Belästigung im Internet kein Grund, sich aus der multimedialen Welt zurückzuziehen. Genießen Sie den Kontakt mit Gleichgesinnten, bleiben Sie im Internet aktiv. Tauschen Sie sich aus und reden Sie mit anderen Menschen. Bei aggressiven Reaktionen gilt die gleiche Maßgabe, die Ihnen im realen Alltag begegnet. Bleiben Sie ruhig und besonnen und gehen Sie dem Angreifer eine Weile aus dem Weg. So sollten Sie in absehbarer Zeit wieder zur Ruhe kommen und Ihren Spaß am Chatten wiederfinden. Und auch Ihre Kinder dürften sich wieder über den Online-Austausch freuen.

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